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Die ganze Wehr liebt ihr "Heinzelmännchen"

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WASSERBURG - "Er ist ein sehr gefragter Mann", charakterisieren Kommandant Markus Stohr, Olaf Böttger und Christian Schorer ihren langjährigen Feuerwehrkameraden Gerhard Stadler. Und ergänzen schmunzelnd: "Ein Wasserburger Original" - und zwar im besten Sinn. Jetzt ist er im Ruhestand -- und Ehrenmitglied.
 
Die hohe Wertschätzung für Gerhard Stadler, der 45 Jahre lang als Schlossermeister und begnadeter Tüftler die Feuerwehreinsätze der Wasserburger mit innovativen technischen Hilfsmitteln optimiert hat, schlägt sich schon darin nieder, dass die Wehr ihren Kameraden nicht in den Ruhestand ziehen ließ, ohne ihm die Ehrenmitgliedschaft mit auf den Weg zu geben. Verbunden mit dem Wunsch, dass er sich auch weiterhin oft im Feuerwehrhaus blicken lassen möge.
 
Eines wird im Gespräch mit Markus Stohr, Olaf Böttger und Christian Schorer schnell klar: die Feuerwehrkameraden schätzen ihr "Wasserburger Original" nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Ecken und Kanten. Vielsagend lächelnd erzählen Kommandant Stohr und sein Stellvertreter Böttger, dass Stadler "kein Blatt vor den Mund" nehme. "Er sagt heute noch gern, was er denkt und redet Klartext, auch wenn es unangenehm wird", schmunzelt Stohr. Dafür war Stadler, der am 1. Juni 1961 in die Wehr eingetreten ist, in den vergangenen Jahrzehnten "Maschinist mit Leib und Seele", Gruppenführer und stellvertretender Kommandant von 1973 bis 1991. Daneben schuf er sich Respekt als kreativer technischer Kopf der Wehr, der, gerade wenn es um die Details ging, verblüffende Lösungen aus dem Ärmel schüttelte. Und zwar in erstaunlicher Geschwindigkeit. Stohr schildert, dass es oftmals genügte, im Gespräch mit Stadler ein Problem anzuschneiden. Wenn er dann das nächste Mal beim Feuerwehrhaus vorbeischaute, war die Angelegenheit durch eine technische Finesse bereits gelöst. Beispiele gefällig? Der "Stuhl-Gabelstapler", mit dem ganze Stuhlstapel ohne Kraftaufwand angehoben und auf vier Rädern in den engen, verwinkelten Lagerraum geschoben werden können. Oder der elektrische Bierkistenflaschenaufzug, der dafür sorgt, dass die Feuerwehr keine Kräfte beim Bierkistenschleppen durch die Stockwerke vergeuden muss. Der Kunstschlosser Stadler bereicherte das Feuerwehrhaus außerdem mit kreativen Leuchten aus umgeschmiedeten alten Stahlhelmen. Und so würdigte die Feuerwehr in der Generalversammlung Stadler dann auch als "Heinzelmännchen", der "viele Dinge ins Laufen und zum Laufen" gebracht habe. Dank Stadler konnte die Wehr schon vor über 20 Jahren - "als es die Dinge noch gar nicht zum Kaufen gab" - auf eine Schlauchaufwickelmaschine und ein aus einer gebrauchten Baumspritze konstruiertes Hochdruckbelüftungsgerät zurückgreifen. Beide Geräte laufen bis heute fehlerfrei.
 
Wenn andere planen, baut er schon
 
Und auch bei anderen Aufgaben ist Stadler der Mann, "der sich voll engagiert und mit seinem Elan und Schwung uns alle begeistert hat". Etwa beim Anbau des Feuerwehrhauses, wo Stadler auch sonntags auf der Baustelle anzutreffen war. Damals fand er gemeinsam mit Kommandant und Zimmerermeister Stohr eine geniale Lösung, wie der neue Schlauchaufzug in den Turm eingebaut werden kann, ohne das Mauerwerk zu beschädigen. "Während andere noch daran geplant haben, haben wir schon längst die Lösung eingebaut", erinnert sich Stohr. Klar, dass Stadler auch dann an vorderster Front anzutreffen war, als die Wehr ihr neues, gebrauchtes Feuerwehrboot generalüberholte oder technische Umbauten am Feuerwehrauto anstanden.
 
Wen wundert es da, dass Stadler sein altersbedingter Ruhestand - er ist 60 Jahre alt - "sichtlich schwer" fiel. Dass die Wehr auch nach seiner Verabschiedung mit ihm rechnen darf, hat er bereits durch den Einbau von Eckspinden bewiesen. Stadler selbst winkt ab: So viel habe er nun auch nicht für die Feuerwehr geleistet. Wichtig für ihn sei immer die gute Kameradschaft gewesen. Dann würden einem auch "Ideen einfallen", und dann mache es auch Spaß, den einen oder anderen technischen "Gag" umzusetzen.
 
Die Feuerwehr sieht das weniger selbstverständlich, nachzulesen auf der Internetseite: "Sollte er Hilfe brauchen, dann kann er auf die gesamte Feuerwehr Wasserburg zählen, bei Tag und Nacht, 24 Stunden lang, 7 Tage die Woche, das ganze Jahr."
 
 
Bericht: Lindauer Zeitung
 
 
 
Erstellt von: o.boettger
Zuletzt verändert: 13.02.2007 18:55
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