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Führerscheine für die Feuerwehren

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Den Feuerwehren in Wasserburg und Hege gehen die Fahrer aus. Denn die jungen Mitglieder besitzen kaum noch eine Fahrerlaubnis, mit der sie die schweren Feuerwehrfahrzeuge lenken dürfen. Ein Grund ist der Wegfall der Wehrpflicht. Bei der Bundeswehr hätten viele Kameraden ihren Lkw-Führerschein gemacht, sagt der Kommandant der Wasserburger Wehr, Christian Schorer.
 
Die Gemeinde hatte zwar 2007 beschlossen, jährlich einem Feuerwehrmann die Hälfte der Kosten für den notwendigen Führerschein zu bezahlen. Gleichzeitig musste sich dieser schriftlich dazu verpflichten, mindestens fünf Jahre aktiven Dienst zu leisten. Hielt er sich nicht daran, musste er 20 Prozent des Zuschusses zurückzahlen.
 
Die Feuerwehren aus Wasserburg und Hege wiesen nun den Gemeinderat darauf hin, dass die Situation trotz dieser Regelung inzwischen kritisch sei und dringender Handlungsbedarf bestehe. Schorer sagt: „Das Durchschnittsalter unserer Fahrer beträgt 42 Jahre. Wir müssen etwas tun.“ In den vergangenen acht Jahren habe keiner seiner Kameraden einen Führerschein gemacht, sagt Schorer. Fast 2000 Euro aus eigener Tasche zu zahlen, habe sie abgeschreckt.
 
Bürgermeister Thomas Kleinschmidt schlug deshalb vor, dass die Gemeinde zukünftig die kompletten Kosten für einen Führerschein jährlich übernimmt und auf eine Rückzahlung verzichtet.
 
Nur wer durchfällt, soll seine Nachprüfgebühr selbst tragen. Mit dieser Regelung war Wasserburgs stellvertretender Kommandant, Christian Ergenschäfter, nicht einverstanden: „Man kann nicht erwarten, dass ein Kamerad für die Feuerwehr diese Kosten übernimmt.“ Der stellvertretende Bürgermeister Thomas Baumgartner entgegnete, dass man den Führerschein schließlich auch privat nutzen könne. Er sagte: „Ein bisschen Engagement muss schon dabei sein.“ Für die Feuerwehrkommandanten zeigt sich dieses Engagement allerdings daran, dass ein Kamerad die Ausbildung in seiner Freizeit ableistet. Schorer sagt: „Das ist ein immenser Zeitaufwand.“ Außerdem gab Ergenschäfter zu bedenken: „Wer durchfällt, wird die Nachprüfung nicht machen, wenn er sie selbst bezahlen muss. Dann hat die Gemeinde umsonst Geld ausgegeben.“
 
Dieser Meinung folgte die Mehrheit des Gemeinderates und stimmte mit 8:5 Stimmen dafür, auch die Kosten für die Nachprüfung zu übernehmen. Somit zahlt Wasserburg jährlich einen Führerschein. Die beiden Feuerwehren wechseln sich ab.
 
Weißensberg richtet sich komplett nach dem Bedarf
 
Weißensberg wiederum richtet sich komplett nach dem Bedarf bei ihrer Feuerwehr. Bürgermeister Hans Kern sagt: „Wenn der Kommandant sagt, er hat drei Kameraden, die einen Führerschein machen wollen, dann bezahlen wir auch drei Führerscheine.“ In diesem Jahr finanziert die Gemeinde vier. Kern erklärt: „Wir sind verantwortlich für die Sicherheit und Einsatzbereitschaft der Feuerwehren.“
 
Das sieht auch sein Kollege Wolfgang Strohmaier so. Allerdings benötigt seiner Aussage nach die Hergensweilerer Wehr derzeit keine weiteren Fahrer. Er sagt aber auch: „Der Kommandant weiß, dass wir uns darüber unterhalten werden, wenn die Einsatzbereitschaft in Gefahr ist.“
 
Auch in Achberg gibt es laut dem Vorsitzenden der dortigen Feuerwehr, Bernd Lehle, derzeit noch genügend Leute mit einer Fahrerlaubnis für das 16-Tonnen-Einsatzfahrzeug der Wehr. Er sagt: „Wir haben viele Mitglieder, die in der Landwirtschaft tätig sind, und deshalb den entsprechenden Führerschein gemacht haben.“ Er sagt aber auch: „In fünf bis sechs Jahren könnten wir ein riesiges Problem bekommen.“ Dann müsse entweder die Gemeinde einspringen oder es müsse einen vereinfachten Führerschein für Feuerwehren geben.
 
Bodolz und Sigmarszell zahlen einen Zuschuss
 
In Bodolz ist 2014 die Gemeinde eingesprungen. Seitdem schießt sie der Feuerwehr zu jedem Führerschein 2000 Euro zu. Das berichtet Bürgermeister Christian Ruh. Außerdem übernimmt sie die regelmäßig anfallenden Kosten für die Verlängerung der Fahrerlaubnis.
 
Ähnlich ist es in Sigmarszell. Der Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Niederstaufen, Ulrich Häußler, sagt: „Wir hatten dieses Thema, weil seit der Abschaffung der Wehrpflicht niemand mehr den Führerschein bei der Bundeswehr macht.“ Seit Mai 2013 zahlt nun die Gemeinde ihren drei Feuerwehren zu jedem Führerschein 2000 Euro. Das zeigt Wirkung. Häußler sagt: „Mittlerweile haben wir wieder genügend Fahrer.“
 
In Nonnenhorn bekommen die Kameraden, die eine Maschinisten Ausbildung machen, den Führerschein von der Gemeinde bezahlt, so Bürgermeister Rainer Krauß. Im Gegenzug müssten sie sich allerdings verpflichten, eine bestimmte Zeit bei der Feuerwehr zu bleiben.
 
Der Wasserburger Kommandant Schorer ist zufrieden. Er freut sich, dass der Gemeinderat erkannt hat: „Wir brauchen nicht nur moderne Fahrzeuge, sondern auch Leute, die sie bedienen können.“
 
Bericht: Lindauer Zeitung
 

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Erstellt von: o.boettger
Zuletzt verändert: 23.06.2016 17:30
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